Der besondere Mädelsabend

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‚Verdammter Mist, was mach ich nur‘, ging es mir durch den Kopf, als ich das Kalenderblatt abriss. Es war bereits der 30. November und ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich zum Julklapp organisieren sollte. Seit Jahren ist es Tradition, dass ich mich mit meinen besten drei Freundinnen am Nikolaustag treffe. Dabei übernehmen wir reihum die Rolle der Gastgeberin, die auch für die Julklapp-Geschenke verantwortlich ist. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass jede von uns bemüht ist, die Party des letzten Jahres zu toppen.
Im vergangenen Jahr hat meine Kindergartenfreundin den Vogel abgeschossen. Nach dem obligatorischen Champagnerempfang kam ein als Weihnachtsmann verkleideter Stripper zu unserem Mädelsabend. Er legte eine echt heiße Show hin. Als Krönung der Veranstaltung bekam jede von uns ein kleines Paket, in dem sich ein Sextoy verbarg. Nachdem sich der Stripper verabschiedet hatte, haben wir bis morgens um 2.00 Uhr weiter gefeiert. Das beste Julklapp aller Zeiten. Wie sollte ich das bloß überbieten?

Das Telefonat mit dem Bruder

Plötzlich klingelte das Telefon und riss mich aus meinen Gedanken. Mein Bruder war dran. Seine Freundin hatte Schluss mit ihm gemacht und er litt wie ein Hund. Auf der einen Seite tat er mir leid, andererseits wusste ich selbst nicht, wo mir der Kopf stand.

„Ich hab die Schnauze von Beziehungen echt voll. Mein Kumpel von der Uni reißt sich jedes Wochenende einen neuen One-Night-Stand auf und hat nie Probleme mit den Frauen“, hörte ich ihn lamentieren. Sven, sein Kumpel von der Uni! Den hatte ich kennengelernt. Gut aussehend, mit einem charmanten Lächeln bewaffnet, war er ein echtes Sahneschnittchen. Von der Bettkante stoßen, würde ich den auch nicht. In dem Moment kam mir die rettende Gedanke.

„Komm großer Bruder, vergiss die Trulla einfach. Die hat sowieso nicht zu dir gepasst. Ich habe da eine ausgezeichnete Idee, die dir sicherlich gefallen dürfte. Außer Sven hast Du doch sicherlich noch zwei Freunde, oder?“, begann ich mein Verkaufsgespräch.
Unser Telefonat dauerte weitere zwei Stunden, dann war der Schlachtplan geschmiedet. Die folgenden Tage verbrachte ich mit Vorbereitungen und der Vorfreude auf das, was da kommen sollte.

Der große Tag

Am sechsten Dezember saßen meine Freundinnen pünktlich um 15:00 Uhr erwartungsvoll auf der riesigen Couch in meinen Wohnzimmer. Meine Kindergartenfreundin sprach zuerst. „Okay meine Süße, wo sind die Geschenke? Wann startet die Party?“

Ich setzte mich zu meinen drei Freundinnen. „Ich weiß gar nicht, wie ich Euch das alles erklären soll. In etwa zehn Minuten bekommen wir Besuch und es kann sein, dass unser Mädelsabend etwas anders verläuft als sonst üblich. “

„Okay, hör auf mit dem kryptischen Gerede. Was ist los?“ Ich wollte gerade antworten, da surrte mein Handy. Erleichtert erkannte ich die Nummer meines Bruders auf dem Display. „Hallo.“ „Hallo Schwesterherz, sind deine Freundinnen bei dir? Ist alles bereit?“
„Ja, sind Sie. Bei dir auch alles okay?“. „Bei uns ist alles klar, können wir kommen?“ Ich betrachtete meine Freundinnen. „Ja“, sagte ich dann.

Zwei Minuten später klopfte es an der Tür. Ich atmete tief ein. „Nun, Mädels, was auf der anderen Seite dieser Tür ist, will jede Frau.“

Meine Sandkistenfreundin schlug ihre langen Beine übereinander und löste ihr schwarzes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Mit einer leichten Kopfdrehung ließ sie die seidigen Strähnen über ihre schlanken Schultern fallen. „Das verspricht interessant zu werden.“
Meine Freundin mit dem honigblonden Haar sah wieder einmal perfekt aus. „Oh, ich kann es nicht erwarten, zu sehen, was du auf die Beine gestellt hast.“

Meine langjährige Weggefährtin von der Uni schob ihr feurig rotes Haar aus dem Gesicht, so dass die vollkommene Haut ihres pfirsichfarbenen Gesichtes zum Vorschein kam. Auf ihrer kleinen, perfekten Nase glänzten winzige Sommersprossen, die ihr ein trügerisches Aussehen von Unschuld verliehen. „Dann lass mal schauen“, forderte sie energisch.

Weihnachtsmänner zum Julklapp

Ich öffnete die Haustür. Der Anblick der sich mir bot, war vielsprechend. Hinter meinem Bruder standen drei große Mannsbilder, die einem Katalog für Herrenunterwäsche zur Ehre gereicht hätten. Einer war blond und hünenhaft, wie ein Wikinger. Sven hatte seinen Kopf komplett rasiert, doch seine Kahlheit konnte nichts von seinem unglaublich hübschen Gesicht wegnehmen. Der Dritte war südländisch, mit tiefen dunklen Augen, in denen eine Frau ertrinken konnte, ohne Qual zu leiden.

Alle vier hatten sich verabredungsgemäß als Weihnachtsmänner verkleidet. Allerdings trugen sie unter ihren offenen roten Jacken nichts weiter als blanke Haut, die um den Hals herum von einer schwarzen Fliege gekrönt wurde. Zusammen mit den schwarzen Hosen und den schwarzen Stiefeln hatten sie etwas von einer Comic-Zeichnung.

Hoffentlich hielten diese Kerle, was ihr Aussehen versprach. Im Moment war ich von den Freunden meines Bruders allerdings begeistert, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen. Obwohl mir die Knie flatterten, zog ich die Jungs in meinen kleinen Flur. Der Mädelsabend konnte nun so richtig losgehen.

Vier Nikoläuse für unser ganz persönliches Wohlbefinden.

Mein Bruder grinste. „Bist du mit mir zufrieden, Schwesterherz?“

„Ihr wartet hier, bis ich euch hole.“ Befahl ich statt einer Antwort.

Ich ging wieder ins Wohnzimmer. „Okay Ladys. Heute ist unser jährliches Julklapp. Da wir im vergangenen so überaus fleißig und rechtschaffend waren, haben wir uns ein ganz besonderes Präsent verdient. Darf ich vorstellen: vier Nikoläuse für unser ganz persönliches Wohlbefinden.“ Mit diesen Worten öffnete ich die Wohnzimmertür und winkte die Herren der Schöpfung herein.

Beim Anblick der geballten Männlichkeit sprangen meine Freundinnen von ihren Sitzen auf und kreischten wie pubertierende Teenager, bei einem Auftritt ihrer favorisierten Boygroup. „Darf ich vorstellen: Erik der Wikinger. Gestählte Muskeln aber butterweich im Abgang. Welche der Damen hat Interesse?“, pries ich den blonden Hünen an, als ich ihn am Ärmel seiner Jacke nach vorne zog.

Ich sah das Glitzern in den Augen meiner Sandkastenfreundin, als sie wie eine Pennälerin die Hand hob. Kurzerhand drapierte ich die 80 Kilo Lebendgewicht neben sie. „Jung, knackig und unverdorben. Außerdem gerade wieder solo. Wenn dieser Junge seiner neuen Herrin nicht zu Willen ist, bekommt er von mir persönlich eine Tracht Prügel,“ drohte ich und zeigte auf meinen Bruder, der eine galante Verbeugung machte.

Es geht doch nichts über einen zwanglosen One-Night-Stand

Meine Kommilitonin von der Uni warf ihr rotes Haar in den Nacken und hob distinguiert die Hand.

„Ausgezeichnete Wahl meine Liebe,“ sagte ich und zwinkerte meiner Freundin verschwörerisch zu.

„Gebräunt von der Sonne Spaniens. In seinen Adern fließt kein Blut, sondern die heiße Lava der Leidenschaft. Wie wäre es, meine Liebe?“

Damit war auch meine blonde Freundin versorgt und ich hatte mir heimlich, still und leise ein Rendezvous mit Sven verschafft.

Nach meiner geglückten Kuppelei saßen wir noch ein wenig zusammen, dann machte sich ein Paar nach dem anderen aus dem Staub. Ich selbst hatte es zum Glück nicht so weit bis in mein Schlafzimmer, das ich diese Nacht mit meiner neuesten Eroberung teilte. Wie ich später von meinen Freundinnen erfuhr, ließen sie es ich alle gut gehen. Es geht doch nichts über einen zwanglosen One-Night-Stand, zu dem frau quasi gezwungen wird.

Ich freue mich schon heute auf das Julklapp im nächsten Jahr und bin schon ganz gespannt, was sich meine Nachfolgerin ausdenkt, um mein Event zu übertreffen.

Modelbild von Phovoir / Colourbox.com

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