Es war ein Wochenende, wie jedes andere, als Werner sein Elternhaus erreichte. Seit zwei Jahren studierte der hoch gewachsene junge Mann in Hamburg Betriebswirtschaft, um anschließend in die Firma seines Vaters einzusteigen. Der Besuch seiner Heimatstadt am ersten Wochenende eines Monats war zu einem festen Ritual geworden, seit seine Mutter vor zwei Jahren gestorben war. Werner parkte seine Corvette im Garagengebäude, das gleich neben dem Haupthaus stand. Er öffnete die Verbindungstür zum Hausflur und sprang mit schnellem Schritt die Treppen in den Wohnbereich hoch.
Beim letzten Telefonat hatte sein Vater ihm interessante Neuigkeiten angekündigt und dabei recht geheimnisvoll getan. ‚Was er denn wohl von einer neuen Schwester halte‘, hatte sein Vater ihn gefragt. War der Alte jetzt komplett verrückt geworden? Hatte er wirklich eine Frau geschwängert? Werner war gespannt, was ihn erwartete.
Wieder zuhause
„Vater, ich bin wieder da“, rief er, während er sich im Flur die Jacke abstreifte und die Schuhe auszog. Ein angenehmer Duft nach dem von ihm geliebten Sonntagsbraten stieg ihm in die Nase. War Emma, die alte Köchin, von den Toten wiederauferstanden? Wirsch verwarf er diese dumme Eingebung. Ein leises Geräusch riss ihn aus den Gedanken an vergangene Kindheitserlebnisse. Unwillkürlich drehte er sich um und erstarrte förmlich. Vor ihm stand das Bild von einer Frau.
Er schätze sie auf Mitte 30. Die schulterlange dunkelblonde Lockenmähne wurde von einen Haargummi zu einem Zopf gebändigt und ihre blau-grünen Augen strahlten ihn durch eine schwarze Hornbrille an. Sie trug ein maßgeschneidertes graues Business Kostüm, aus dem zwei wohlgeformte Beine ragten und ihre Füße steckten in schwarzen High Heels, Louboutins.
„Hallo junger Mann. Du musst Werner sein. Dein Vater hat mir viel von Dir erzählt.“
Nicht, dass der Klang ihrer Stimme unangenehm war, eher geheimnisvoll, exotisch mit einem leicht fremdländischen Akzent, trotzdem flößte sie ihm Respekt ein.
„Ja“, antwortete Werner zögernd. „Und wer sind sie?“
„Ich bin Eva, eine Freundin Deines Vaters. Er lässt sich entschuldigen. Er hat eine wichtige geschäftliche Besprechung, wird aber rechtzeitig zum Mittagessen zurück sein.“ Mit diesen Worten streckte sie ihm ihre Hand entgegen und lächelte ihn gewinnend an.
‚Na, da hat sich der Alte ja wieder mal ein richtig heißes Gerät aufgerissen‘, dachte Werner bei sich und trat zur Begrüßung auf sie zu, um seinen antrainierten Charming Boy Esprit zu verspritzen. Mit einer galanten Verbeugung hauchte einen Kavalierskuss auf die dargereichte Hand.
Heiße Mutter – geile Tochter
„Mom, wer ist da?“ rief plötzlich eine helle Stimme aus dem Wohnzimmer. Werner schaute Eva fragend an, während er immer noch ihre Hand hielt.
„Das ist Greta, meine Tochter. Komm ich stell sie dir vor.“ Mit diesen Worten zog sie ihn mit sich in Richtung Wohnzimmer. Dort wäre ihm fast die Kinnlade heruntergeklappt.
Auf der riesigen Wohnlandschaft lagen Dutzende von Zeitschriften, Prospekten und Modeheften und in der Mitte thronte ein hübsches blondes Girl von vielleicht 18 Jahren.
Wäre da nicht der Altersunterschied gewesen, hätte er die beiden Frauen für eineiige Zwillinge gehalten. Greta sah ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Auch sie hatte diese typischen hohen, slawischen Wangenknochen und dazu die gleichen blau-grünen Augen. Ihre Haarfarbe war etwas heller, als die ihrer Mutter, doch dafür hatte sie die gleiche aufregende Figur wie Eva, vielleicht einen Tick schlanker. Doch der Unterschied war marginal, höchstens. Greta – seine potentielle neue, geile Schwester – trug eine weiße Bluse, verwaschene Jeans und ihre Füssen steckten in beigen Mokassins.
Doch noch interessanter als der Körper der jungen Frau, war der schelmische, fast herausfordernde Blick, den sie ihm zuwarf, als sie sich zur Begrüßung die Hand gaben.
Werner war von seinem Vater einiges gewohnt, doch ein solches Empfangskomitee hatte er dann doch nicht erwartet.
„Na gut, ich werde mich dann mal frisch machen. Ihr kommt ja bestimmt ohne mich klar.“ Froh, dass ihm diese Wendung eingefallen war, wandte sich der Student der Betriebswirtschaft um. Mit schnellen Schritt erklomm er die Treppen in den ersten Stock der Villa und verschwand in seinem Zimmer.
Dreißig Minuten später verließ er frisch geduscht und rasiert sein en Suite Badezimmer. Er hatte ein legeres Poloshirt übergeworfen und war in seine bequemste Jeans geschlüpft. Schon auf der Treppe zurück in den Wohnbereich hörte er die sonore Stimme seines Vaters. Sie kam offensichtlich aus dem Esszimmer. Also steuerte Werner direkt auf diesen Teil des Hauses zu. Greta und das Familienoberhaupt saßen bereits an dem großen Eichentisch, vor sich Teller und Besteck auf den Servierten verteilt.
„Da bist du ja, mein Sohn. Ich hörte, ihr habt euch schon bekannt gemacht! Setz dich, es gibt gleich Essen.“ Das war wieder ganz der alte Herr. Immer knapp und auf das Wesentliche konzentriert, wie man es von einem Hamburger Kaufmann erwarten konnte. Werner setzte sich auf den Platz Greta gegenüber. In diesem Moment betrat Eva das Esszimmer, wobei sie einen Rollwagen mit dampfenden Schüsseln vor sich herschob.
Die geile Schwester übernimmt die Initiative
„Erinnerst du dich daran, wie du mir geraten hast, mich im Internet auf einer Dating-Plattform anzumelden?“ Natürlich erinnerte sich Werner an seinen letzten Besuch vor einem Monat. Sein Vater war unausstehlich und extrem gereizt gewesen, woraufhin Werner ihm riet, sich endlich wieder auf eine Frau zu suchen.
Eine Berührung an seinem Schienbein riss ihn aus seinen Gedanken. Täuschte er sich oder schob Greta im gerade ihren Fuß in das Hosenbein seiner Jeans? Tatsächlich! Obwohl das blonde Girl offensichtlich damit beschäftigt war mit ihm zu füßeln, schnitt sie mit teilnahmsloser Ruhe ein Stück von ihrem Braten ab, welches kurz darauf zwischen zwei Reihen blendend weißer Zähne verschwand.
“ … und so habe ich Eva kennengelernt“, hörte er seinen Vater gerade noch sagen. Der Alte erklärte ihm doch tatsächlich, dass er Mutter und Tochter über eine Datingseite kennengelernt hatte. Unter normalen Umständen wäre Werner an dieser Stelle in schallendes Gelächter ausgebrochen, doch er war viel zu sehr damit beschäftigt Gretas Aktivitäten unter dem Tisch einzuordnen. Ihr Fuß lag in der Zwischenauf auf seinem Oberschenkel, nur wenige Zentimeter von seinem Gemächt entfernt, das sich nun ebenfalls zu regen begann.
Werner blickte ein wenig unsicher in die Runde. Eva rückte mit ihrem Stuhl gerade an seinen Vater heran und die beiden begannen zu turteln, wie frisch verliebte Teenager.
„Dein Vater hat erzählt, dass ihr einen wunderschönen Pavillon auf dem Grundstück habt.“ Gretas glockenhelle Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Wie wäre es, wenn Du mir den einmal zeigst.“
Zwar war Werner froh, dieser, für ihn unangenehmen, Situation zu entfliehen, doch er wusste auch, dass er sich unter Umständen auf ein gefährliches Abenteuer einließ. So wie es aussah, hatte der Alte seinen Verstand bereits verloren. Irgendeiner musste doch den Überblick behalten. Doch dann warf er seine Bedenken über Bord und stand auf. Greta hatte ihre Füße kurz vorher von seinem Schoß gezogen und war wieder in ihre bequemen Mokassins geschlüpft.
Händchenhaltend, wie Bruder und Schwester – sehr geile Schwester – , erreichten die beiden kurze Zeit später den Sommerpavillon, der sich ziemlich am Ende des parkähnlichen Grundstücks befand. Was sich hier abspielte, war etwas völlig anderes als das, wie Geschwister miteinander umgehen. In dieser Nacht liebten sich die vier Protagonisten mit einer Hingabe, wie sie selten ist. Doch in den frühen Morgenstunden war der erotische Zauber dem schweren Schlaf des Gerechten gewichen.
Was ein Datingportal so alles zu bieten hat
Am nächsten Tag wachte Werner erst gegen 13.00 Uhr auf. Der Platz neben ihm war leer. Wie ein surrealer Film liefen die gestrigen Ereignisse noch einmal vor seinem geistigen Auge ab. Schnell klaubte er seine Siebensachen zusammen und zog sich an. Den Weg zum Haupthaus rannte er mit einer Geschwindigkeit hoch, als ob es um eine Medaille bei den Olympischen Spielen ginge.
Als er durch die Terrassentür in das Esszimmer trat, das er gestern mit Greta an der Hand verlassen hatte, sah er seinen Vater gut gelaunt und frisch rasiert am Frühstückstisch sitzen.
„So ist die Jugend, immer in Eile. Ich soll dich übrigens schön von Greta grüßen,“ warf sein alter Herr ihm süffisant entgegen.
„Würdest du mir bitte erklären, was das alles zu bedeuten hat.“ Werner erschrak selbst ein wenig über den Ton, den er seinem Vater gegenüber anschlug. So hatte er noch nie mit ihm gesprochen. Doch sein Erzeuger blieb ganz ruhig, als er mit ernster Stimmer sagte:
„Das war eine kleine Lektion in Sachen Betriebswirtschaft, mein Sohn. Wie Du mir letzten Monat geraten hast, habe ich mich auf einem Datingportal angemeldet. Bei meiner Suche nach etwas Entspannung bin ich dann auf Eva gestoßen, die mir von ihrer erwachsenen Tochter erzählt hat. Gib zu, dieses Angebot konnte ich nicht abschlagen. Wieso nur eine Frau kennenlernen, wenn ich für das gleiche Geld meinem vorwitzigen Herrn Sohn eine Freude bereiten kann?“
Irgendwann bin ich auch mal soweit, dachte Werner bei sich und er wusste wieder, wofür er seinen Vater liebte.
Ich bin eine leidenschaftliche Geschichtenerzählerin und Wortakrobatin. Meine Reise als Autorin begann in meiner Kindheit, umgeben von Büchern und inspiriert von den unzähligen Welten, die sie enthüllten. Meine Werke sind ein Spiegelbild meiner Fantasie – eine Mischung aus Realität und Traumwelt, in der die Charaktere zum Leben erwachen und Leser auf eine emotionale Achterbahn mitnehmen.